Ein deutsches Ehepaar verlässt nach 38 Jahren seine Lieblingsinsel – nicht etwa wegen Altersbeschwerden, sondern wegen Müll, Mieten und Misstrauen. Was läuft schief, wenn selbst die Generation „früher war alles besser“ plötzlich recht hat?

(Cap de ses Salines; Mallorca: Olaf Tausch, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Ein halbes Leben unter Palmen – bis zur letzten Rechnung
Der Focus berichtete kürzlich über Karl und Monika F. aus Mönchengladbach. Die beiden waren keine Eintagsfliegen der Touristik. Seit den 80er-Jahren ließen sie zuverlässig ihre Rentenkasse auf Mallorca zirkulieren. 2015 bezogen sie eine Mietwohnung. Nun, ein Jahrzehnt später, die bittere Pointe: Die Wohnung gäbe es nur noch zum doppelten Preis. Offenbar macht Mallorca mittlerweile mehr Profit mit drei Tagen Influencer-Content als mit drei Monaten deutscher Bodenständigkeit.
Teuer, dreckig, feindlich – die neue Insel-Trilogie
Es geht aber nicht nur ums Geld. Auch die Atmosphäre sei, sagen wir, gekippt. Früher duftete es nach Sonnencreme und gegrilltem Fisch – heute eher nach Urin, Müll und Behördenversagen. Die Strandbuden sind weg, geblieben sind Chaos und Cola-Dosen.
Und der Ballermann? Einst tanzten dort reifere Semester zu Helene Fischer mit einem Glas Weißwein. Heute grölt ein anderes Publikum zur Bassdrum mit 2-Liter-Biertrichter. Für Monika war klar: „Das ist nicht mehr unser Mallorca.“ Und man glaubt es ihr sofort.
Rentner raus – Mallorca macht dicht
Was Karl und Monika besonders traf: das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein. Jahrzehntelang galten deutsche Langzeiturlauber als Teil des Inventars – zuverlässig, ruhig, solvent. Heute wirken sie wie Relikte aus einer anderen Zeit. Die neue Philosophie: Wer nichts bucht, brettert oder betankt, darf gerne gehen.
Statt Senioren mit Sonnenhüten will man jetzt lieber Instagrammer mit Drohnen. Romantisch? Nein. Effizient? Sehr. Und mit Romantik hat Wirtschaft selten etwas zu tun.
Europas kleiner Vorbote
Was sich hier abzeichnet, ist nicht nur der Abschied zweier deutscher Rentner – es ist ein symbolischer Akt. Mallorca, einst Musterbeispiel für offene Grenzen und gemeinsames Altwerden im Süden, schließt sich still und leise ab. Man will Ruhe – aber nur die teure. Man will Gäste – aber nur temporär. Und man will Kontrolle – aber bitte ohne deutsche Dauerbesucher mit Meinung.
Es ist ein Mini-Europa im Zeitraffer. Erst Offenheit, dann Abschottung, sobald man die Konsequenzen erkennt.