Die Loyalitäten zu Trump beginnen zu bröckeln. Zwingt die Epstein-Affäre Donald Trump in die Knie?

Donald Trump steht erneut unter Druck und diesmal nicht wegen einer weiteren Anklage oder eines missverständlichen Tweets. Es geht um seine mögliche Verstrickung in die Epstein-Affäre, die derzeit im Zentrum der öffentlichen Debatte steht.

Das aktuelle Bild hat keinen Alternativtext. Der Dateiname ist: Trump-Epstein.png

(Bildmontage Offensiv!; Donald Trump: Daniel Torok, Public domain, via Wikimedia Commons; Jeffry Epstein: State of Florida, Public domain, via Wikimedia Commons)

Mehrere Medien berichten, dass Trump in die sogenannten „Epstein Files“ stärker involviert ist, als bislang angenommen. Das sorgt bei Teilen seiner MAGA-Basis für Unmut. Im Gegensatz zu früheren Krisen wirkt sein Versuch, die Vorwürfe als Fake News der Demokraten abzutun, diesmal deutlich weniger überzeugend. Auch die Tatsache, dass Trump Kritiker aus den eigenen Reihen als „Schwächlinge“ beleidigt, spricht nicht gerade für ihn. Es scheint, als könnte ihm die Nähe zum Epstein-Komplex tatsächlich gefährlich werden.

Hintergrund zu den Epstein Files

Trump versprach im Wahlkampf, volle Transparenz zu schaffen und sämtliche Epstein-Akten offenzulegen. Tatsächlich wurden Anfang 2024 Teile der sogenannten „Epstein Files“ freigegeben. Diese enthalten Hinweise auf ein weitreichendes Netzwerk sexuellen Missbrauchs sowie die Nennung prominenter Namen, darunter auch Donald Trump. Allerdings fehlt weiterhin ein Großteil sensibler Dokumente, insbesondere vertrauliche FBI-Akten und mögliche „Kundenlisten“. Wer diese zurückhält, ist unklar. Justizministerium, Bundesgerichte, Anwälte und Trumps Regierung geben sich gegenseitig die Schuld. Trumps Versprechen bleibt damit bislang unerfüllt, obwohl sein Name bereits mehrfach in den veröffentlichten Teilen auftaucht.

Loyalitäten wechseln schnell

In elitären politischen Kreisen gründen sich Loyalitäten selten auf persönlicher Nähe, sondern auf strategischem Nutzen. Besonders ältere Machtfiguren verlieren rasch an Wert, wenn sie keine Vorteile mehr bieten. Wer nicht mehr liefert, wird fallengelassen, unabhängig davon, wie groß ihr Wirken oder ihr Status bis zum Schluss waren. Status, Ruhm, Vergangenheit oder Einfluss.

Trumps „Vorteilspaket“ für die Republikaner war lange eindeutig: Er gewann Massen, dominierte das Mediennarrativ und kontrollierte das politische Klima wie kein Zweiter. Doch nach einer durchlebten Präsidentschaft stellt sich für viele Unterstützer die Frage:
• Ist Trumps Rolle mit dieser Wahl erschöpft?
• Kann er unsere Interessen weiterhin glaubwürdig vertreten?
• Wird sein Alter zum Risiko – und gibt es Alternativen?
• Hat seine Reputation durch die Epstein-Affäre irreparablen Schaden genommen?

Populisten und ihre Reputation – Warum sie verletzlicher sind

Populisten leben von Sichtbarkeit, Empörung und Polarisierung. Ihre politische Macht beruht weniger auf Programmen, sondern auf Narrativen wie etwa der Kampf „des kleinen Mannes gegen die Eliten“, „der freie Bürger gegen den übergriffigen Staat“ oder „gegen die Lügenpresse“. Damit diese Rollen glaubwürdig bleiben, brauchen Populisten ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit bei ihren Anhängern. Sie müssen als „authentisch“ und „sauber“ gelten, selbst wenn sie laut, übertreibend oder umstritten sind. Deshalb ist eine gute Reputation so wichtig für diese Figuren. Mit jedem Fehltritt, den sie selber begehen oder mit jedem Skandal, in den sie verwickelt sind, leidet ihre Reputation. Es ist wie eine Art Ressource, auf die alle Politiker, aber besonders Populisten, Acht geben müssen. Das Phänomen lässt sich mit dem Begriff „Reputations-Mining“ beschreiben.

Ruhige Politiker wie Olaf Scholz, Joe Biden oder Ursula von der Leyen dagegen glänzen bei Vorwürfen durch Abwesenheit. Wenn ihre Reputation beschädigt wird, greifen sie auf „strategisches Schweigen“ zurück und überleben, weil sie nicht im Dauerfeuer der Medien stehen oder auf Empörung angewiesen sind. Populisten dagegen verbrennen ihre Glaubwürdigkeit schneller.

Wer sich wie Trump als Kämpfer gegen das System inszeniert, darf nicht aussehen wie jemand, der tief darin verstrickt ist. Das könnte ihm nun zum Verhängnis werden. Sein „Reputations-Mining“ wirkt deshalb erschöpft.

Macht Trump den „Schwabschen“ Abgang?

Der plötzliche Machtverlust von WEF-Gründer Klaus Schwab bietet eine Parallele. Auch er galt als unantastbar, bis ein Belästigungsvorwurf genügte, um seine Unterstützer zum Rückzug zu bewegen. Nicht der Skandal selbst, sondern der schwindende Rückhalt war entscheidend. Das Fundament seiner Macht bröckelte und der Rest war ein rein technischer Vorgang. Bei Trump ist die Gemengelage ähnlich: Wenn sein Unterstützernetzwerk zerbricht, genügt ein Anlass wie die Epstein-Affäre, um den Sturz einzuleiten.

Donald Trump und die virtuelle Medienwelt.
Politik als virtuelles Medienspektakel ist ein Phänomen vor allem in Demokratien, bei dem politische Ereignisse kommentiert werden, wie Fußballspiele oder besser noch: Wie bekannte Serien. Spannende Plottwists, aufregendes Medienfeuer, Intrigen, unzählige Spekulationen und Helden-Schurken-Erzählungen sind feste Bestandteile davon. Warum das Ganze? Ganz einfach, weil es Menschen nun einmal einfacher fällt, komplexe politische Prozesse in einfache, emotional aufgeladene Geschichten zu verpacken. Im Zeitalter der digitalen Massengesellschaften ist das unvermeidbar und politische Akteure müssen sich dieser Mittel bedienen.

Die USA treibt dieses Mittel auf die Spitze, wie sehr anschaulich an der Epstein-Affäre erkennbar ist: Der Zuschauer wird sich fragen: Ist Trump schuldig oder nicht? Hält die Justiz brisante Akten zurück? War Epsteins Tod ein Mord und wenn ja, von wem beauftragt? Das sind keine bloßen Verschwörungstheorien, sondern Teil der öffentlich inszenierten Spannungserzählung. Wer politische Prozesse analysiert, sollte die Medienrealität als Rahmen mitdenken.

Hinter dem Spektakel wird sich neu formiert

Man kann dieses Spiel moralisch kritisieren: die wechselnden Loyalitäten, die Inszenierung, die Doppelmoral. Aber wer Machtpolitik analysiert, darf nicht erstaunt sein, wenn sie sich wie Machtpolitik verhält.

Nur weil die Propagandamaschinen auf Hochtouren laufen, heißt das nicht, dass nichts auf dem Spiel steht – im Gegenteil. Gerade weil alles nach Drama aussieht, wird hinter den Kulissen umso härter taktiert. Die Frage, wer im konservativen Lager künftig das Gesicht der Bewegung sein soll, ist offen. Trump wirkt angeschlagen, hat aber schon den schärfsten Kritikern gezeigt, dass mit ihm immer zu rechnen ist. Fest steht, dass die Loyalitäten wanken und Trump sich abermals beweisen muss. Ob seine Reputation oder seine Showman-Attitüde erneut ausreicht, um auch diese Affäre abzuwehren, bleibt fraglich.

Für uns politische Beobachter bleibt die Lage hinter der Lage jedenfalls das Spannendste an diesem Spiel.