Gestern früh klingelte beim identitären Aktivisten Marius nicht der Wecker, sondern es zerbrach die Tür. Zwanzig vermummte Polizisten stürmten seine Wohnung. Der Grund? Eine Deutschlandfahne. Wir haben mit ihm gesprochen.

Offensiv Informiert!: Tag Marius. Du bist, wie ich gehört habe, heute schon früh aufgestanden. Eine erste Frage: die wievielte Hausdurchsuchung ist das bei dir?
Marius: Das ist bereits meine zweite Hausdurchsuchung im politischen Kontext. Das erste Mal wurde mir Volksverhetzung und Nötigung (Autos mussten angeblich wegen mir einige Minuten warten) vorgeworfen, dieses Mal soll ich an einer unangemeldeten Versammlung nicht nur teilgenommen, sondern sie federführend organisiert haben.
Offensiv Informiert!: An das Risiko einer Hausdurchsuchung haben sich patriotische Aktivisten ja inzwischen gewöhnt. Normalerweise klingelt da um 6 Uhr morgens die Tür und ein schlecht gelaunter Zivilpolizist hält einem einen Durchsuchungsbefehl unter die Nase. Bei dir ist das heute Morgen doch etwas anders abgelaufen.
Marius: Richtig. Gegen 7 Uhr brach ein Einsatzkommando die Haupthaustür auf und stürmte das Anwesen. Ich wurde von fremden Stimmen in meinem Hausflur geweckt und als ich verschlafen die Tür öffnete, standen mir drei vermummte Beamte, komplett in Schwarz, gegenüber, und ich blickte in den Lauf einer gezogenen 9 mm. Auf den Ruf: „Polizei“, hielt ich die Hände hoch. Dann wurde ich an eine Wand gedrückt und durchsucht. Mein Mobiltelefon wurde bereits dort beschlagnahmt. Anrufe waren keine mehr möglich.
Offensiv Informiert!: Gab es irgendeine Begründung für dieses Vorgehen?
Marius: Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Karlsruhe lautet auf unangemeldete Versammlung. Ich soll mich an einer Aktion von Reconquista21 in Karlsruhe beteiligt haben. Grund war die Stolzmonat-Kampagne 2024, eine patriotische Gegenaktion zum Pride Month. Aktivisten rollten vor dem Karlsruher Schloss ein Großbanner aus und zündeten schwarz-rot-goldenen Rauch.
Offensiv Informiert!: Nun gab es vor einiger Zeit ja den Fall bei den sogenannten „Sächsischen Separatisten“, dass jemand aus Panik eine Waffe gezogen hat, als Polizisten in sein Haus eindrangen. Der Mann wurde niedergeschossen und befindet sich in Haft. Glaubst du, dass die Polizei oder zumindest die Vorgesetzten versuchen, so etwas auch bei anderen Gruppen zu provozieren?
Marius: In gewissen Teilen schon. Erst wird über mediale Kampagnen das Bild gewaltbereiter Rechtsextremer gezeichnet, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen. Wenn dann Einsätze gegen diese Personen stattfinden, glaubt der einzelne Beamte, er sei wirklich in einer Gefahrensituation. Da ist der Griff zur Dienstwaffe schon Standard. Und wenn der Beschuldigte sich dann etwas mürrisch verhält – was angesichts der Situation vollkommen verständlich ist , kann der Finger am Abzug schon jucken.
Offensiv Informiert!: Worauf muss sich denn jetzt jeder einstellen, der patriotisch aktiv ist? Wie kann man sich vorbereiten?
Marius: Es gibt mittlerweile keine Hemmungen mehr seitens der Behörden, für die harmlosesten Delikte Ermittlungen einzuleiten. Jeder, der sich politisch rechts betätigt, braucht eine Rechtsschulung und einen Anwalt zur Hand. Die Nummer sollte physisch vorliegen. Man erlaubt einem bei einer HD keine Handynutzung mehr. Außerdem sollte man sich psychisch fit machen. Mit einem bürgerlichen Mindset von Harmoniebedürftigkeit und dem naiven Gedanken an einen „fairen“ politischen Wettbewerb kommt man nicht weit. Der Gegner spielt mit den dreckigsten Methoden. Das muss man abkönnen.
Offensiv Informiert!: Zuletzt: Wie kann man dich jetzt bei anfallenden Rechtskosten, der Ersetzung deiner Geräte und so weiter unterstützen?
Marius: Wir haben eine Givesendgo-Kampagne gestartet. Dort kann man eine kleine Spende lassen für die Schäden an meinem Haus, meiner Technik und meinen Anwaltskosten.

 
                     
                    