„Ich habe es wohl bezahlt“ – Steuer-Rebell behauptet, hinter dem Ibiza-Skandal zu stecken

Der Ibiza Skandal zerriss 2019 die Schwarz-Blaue Koalition in Österreich. Nun sagt der selbsternannte „Steuerrebell“ Werner Rydl, er habe über 260.000 Euro für das Ibiza-Video bezahlt. Kommt jetzt die ganze Wahrheit – oder soll der Skandal endgültig begraben werden?

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(Bildmontage: Offensiv!; Ibiza: Michael Parry Cavrdg, Public domain, via Wikimedia Commons; Werner Rydl: Seagarlandia, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Der sogenannte „Steuerrebell“ Werner Rydl erhebt brisante Ansprüche: Er habe das Ibiza-Video, das die ÖVP-FPÖ-Regierung 2019 zu Fall brachte, mit über 260.000 Euro finanziert. Doch ging es nur um persönliche Rache – oder agierten im Hintergrund größere Kräfte mit politischem Kalkül? Während die Medien nun die letzten Details aus Rydls Vergangenheit ausleuchten, könnte genau das ein Ziel verfolgen: den Skandal endgültig abschließen.

Rydls brisantes Geständnis: „Ich habe es wohl bezahlt“

Der frühere Steuerrebell, wegen dem das österreichische Finanzministerium seinerzeit eine eigene Abteilung einrichten musste, spricht offen wie nie. Oder so scheint es zumindest. In einem Interview, für Report24 berichtet haben, räumte er ein, das Ibiza-Video von 2019 mutmaßlich finanziert zu haben. Die Summe: rund 264.000 Euro. Dieses Geld sei laut Rydl an das Umfeld eines Anwalts geflossen, der ihm Zugang zu belastendem Material auf österreichische Politiker versprach. „Ich gehe davon aus, dass ich es finanziert habe”…….. „Das war der erste Fall, bei dem die Kontrolle verloren ging”, so Rydl. Er betont, er habe nie den Auftrag zur Veröffentlichung gegeben. Das Material sei von anderen weiterverbreitet worden – ohne seine Kenntnis über den Zeitpunkt, Ort oder die vollständige Tragweite.

Das „Jolly-Joker“-System: Politischer Selbstschutz durch Videos

Was wie ein gezielter politischer Anschlag wirkt, war laut Rydl eigentlich als Selbstschutz gedacht. Über Jahre hinweg habe er ein Netzwerk aufgebaut, um kompromittierende Aufnahmen zu sammeln: Politiker im Rausch, im vertraulichen Gespräch, in problematischen Situationen.„Ich habe angeboten, pro Video 2.000 bis 3.000 Euro zu zahlen.“, so Rydl. Dieses sogenannte „Jolly-Joker“-System sollte Material für den Ernstfall liefern – eine Art Versicherung gegen politische und mediale Angriffe. Doch im Fall Ibiza geriet das System außer Kontrolle.

Großspender, Strippenzieher – oder ein Alleingänger?

Ob Rydl tatsächlich als einzelner gehandelt hat, ist hingegen fraglich. Nach dem Ibiza Skandal war die wahrscheinlichste Vermutung, dass Kreise, die ein Interesse daran hatten, das Bündnis zwischen ÖVP und FPÖ zu zerschlagen, die Operation finanziert hatten. Die aktuelle mediale Welle lässt sich auch anders deuten: Die neuerliche Aufmerksamkeit auf Rydl, detaillierte Aufstellungen und „Schlussrechnungen“ wirken fast wie ein symbolischer Schlussstrich. Eine öffentliche Botschaft: Alles ist gesagt, es kommt nichts mehr.

Der Ibiza-Komplex: Noch Fragen offen – oder endgültig erledigt?

Der Zeitpunkt der Berichterstattung wirft Fragen auf. Warum gerade jetzt? Warum so detailliert? Die Rydl-Enthüllungen könnten sowohl einen letzten Schub Aufklärung liefern – als auch verhindern, dass tiefer gebohrt wird. Wer das Video letztlich veröffentlichte, wer konkret dahinterstand, welche Motive überwogen – das bleibt weiter im Dunkeln.

Die aktuelle Dynamik wirkt, als wolle man das Kapitel nun abschließen, um jeden Preis. Weitere Ermittlungen, journalistische Recherchen oder neue Whistleblower wären nur störend – gerade, wenn noch mehr Verbindungen zwischen Geld, Politik und Medien auftauchen könnten.

Was bleibt?

Rydls Aussagen sind brisant. Sie eröffnen Einblick in ein Schattennetzwerk jenseits von Parteien und Presse. Ob er tatsächlich allein handelte oder als Werkzeug größerer Interessen diente, ist offen. Doch während die Öffentlichkeit glaubt, nun endlich die ganze Wahrheit zu kennen, könnte genau das der größte Trugschluss sein. Denn wer kontrolliert eigentlich, wann ein Skandal endet?