Die heutige Klatsche kommt nicht von mir, sondern von der Volksrepublik China. Dort wollte sich keiner mit Außenminister Wadephul treffen. Der ließ seine geplante Reise absagen.
Von Johannes Konstantin Poensgen

Wäre dies ein BRD-interner Vorfall, wir müssten jetzt alle einen Stuhlkreis bilden und einmal darüber sprechen, warum denn keiner mit dem kleinen Wadi spielen will. Nur der Wang hätte mal ganz kurz für ihn Zeit.
Aber leider ist der kleine Wadi Außenminister – und als Außenminister will er in der Welt ganz, ganz groß sein. Ganz, ganz groß, das ist der Wadi aber nicht einmal in China. Dort nimmt man ihn nämlich nicht ernst. Weil die Chinesen sehr höflich sind, wollte sich der Wang – das ist ein richtiger Außenminister – mal kurz mit dem Wadi treffen. Aber ansonsten hatte keiner Zeit. Die mussten alle Qigong machen oder Fledermäuse mit Stäbchen essen. Wichtige Sachen oder so.
Wichtiger jedenfalls als der Außenminister der Bunten Republik. Aber es ist ja nicht so, als ob Deutschland keine Bedeutung für China hätte – Deutschland ist Chinas größter Handelspartner in Europa. Das Handelsvolumen betrug im letzten Jahr allein 246,8 Milliarden Euro. Es sind nicht Deutschland oder die deutsche Wirtschaft, die China nichts zu bieten haben, sondern Außenminister Wadephul und sein Chef, Bundeskanzler Friedrich Merz.
Diese Regierung hat weder innen- noch außenpolitisch irgendetwas zu melden. Innenpolitisch dient Merz unter dem SPD-Vorsitzenden Klingbeil. Außenpolitisch lässt man sich von Polen bei den Nord-Stream-Ermittlungen auf der Nase herumtanzen und kann rein gar nichts machen, wenn die Niederlande durch die stümperhafte Enteignung des chinesischen Chipherstellers Nexperia die Produktion der deutschen Automobilindustrie lahmlegen. Und jeder weiß, dass kein Abkommen mit Berlin den Rückpfiff aus Washington überstehen wird, solange Merz Kanzler ist.
Für solche Leute ist einem chinesischen Wirtschaftsfunktionär verständlicherweise seine Zeit zu schade. Über den Zugriff auf den europäischen Markt verhandelt man im Zweifel sowieso besser mit Trump.
