Im Vereinigten Königreich ist letzte Woche der Online Safety Act in Kraft getreten. Unter dem Vorwand, Kinder vor Pornografie zu schützen, wird bereits jetzt die politische Zensur ausgeweitet. Das Ergebnis: ein massiver Anstieg der Nutzung von VPN.

(Bild: X: Basil the Great)
„Aufgrund von lokalen Gesetzen beschränken wir temporär Ihren Zugang zu diesem Inhalt, bis X Ihr Alter eingeschätzt hat. Lernen Sie mehr.“ – Diesen Text konnten Nutzerinnen und Nutzer aus dem Vereinigten Königreich seit vergangenem Freitag anstelle von Tweets sehen. Seither ist der im Jahr 2023 beschlossene Online Safety Act vollständig in Kraft.
Politische Zensur statt Kinderschutz
Falls irgendjemand geglaubt haben sollte, dass es um den Schutz von Kindern vor Pornografie geht, wurde er schnell eines Besseren belehrt. Das Gesetz war keinen Tag in Kraft, da wurden bereits Berichte über Migrantengewalt – vor allem aber über die steigende Protestwelle der letzten Wochen – gesperrt. Nicht bloß Pornoseiten, auch Plattformen wie X, TikTok und Reddit haben seither Altersverifizierungen eingeführt.
VPN-Anbieter: Tägliche Neukunden steigen um über 1000 %
Das gilt allerdings nur, solange man von einem britischen Server aus auf die entsprechenden Nachrichten zugreifen wollte. Mit einem VPN-Client kann man bekanntlich auswählen, von welchem Land aus man auf eine bestimmte Website zugreift. Das Ergebnis: Innerhalb eines Tages überholte Proton VPN ChatGPT als meistgenutzte kostenlose App des Landes. Ein Vertreter des Schweizer Softwareunternehmens erklärte gegenüber dem Telegraph, dass die tägliche Anzahl neuer Nutzerinnen und Nutzer über das Wochenende um 1800 Prozent gestiegen sei. Ein Vertreter von NordVPN, einem kostenpflichtigen Anbieter, erklärte gegenüber derselben Zeitung einen Anstieg von 1000 Prozent unter seinen Kundinnen und Kunden.
Kommt bald das VPN-Verbot?
Diese Spitzenzahlen werden sich mit der Zeit wieder abflachen, aber aus Sicht der britischen Zensoren bleibt das natürlich ein Problem. Solange VPNs existieren, ist Onlinezensur nur begrenzt möglich. Deshalb steht nun die Frage im Raum, ob die derzeit regierende Labour-Partei durchsetzt, was sie während der Debatten um den Online Safety Act 2022 aus der Opposition heraus gefordert hatte: einen Crackdown gegen VPNs.