Die Metz’er Neustadt – heute auch als Quartier Impérial bekannt – ist in Stadterlebnis zwischen Deutschland und Frankreich und von der Hochgotik bis in den Jugendstil der wilhelminischen Zeit.

Der monumentale Bahnhof Metz-Ville beeindruckt mit seiner markanten Fassade aus warmem, gelblich schimmerndem Jaumont-Stein. Der Bahnhof und das umliegende Viertel wurden als Metz Teil des deutschen Reiches war Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts geplant: breite Achsen, repräsentative Plätze und eine klare städtebauliche Ordnung prägen bis heute das Bild.
Im Kaiserpavillon
Der Kaiserpavillon – ein repräsentatives Empfangs- und Wartesalon – ist ohne Führung leider nur schwer zugänglich. Hinter schweren Türen öffnen sich holzvertäfelte Räume, kunstvolle Decken und dekorative Steinmetzarbeiten. Hier wurden einst hochrangige Gäste empfangen; eigene Zugänge sorgten dafür, dass Hofstaat und Delegationen ungestört anreisten. Architektur war hier auch politische Symbolik: Macht, Ordnung und Technikbegeisterung der Zeit spiegeln sich in jedem Detail.
Durch die Neustadt zum Moselufer
Vom Bahnhof geht es über großzügige Boulevards mit eindrucksvollen Wohn- und Verwaltungsbauten. Entlang der Avenue Foch und der angrenzenden Straßen sieht man bis heute eine abwechslungsreiche Mischung aus Neoromanik, Neogotik und Jugendstil. Die Fassaden schmücken Erker, Loggien und Bildhauerarbeiten; viele Häuser tragen noch die originalen Portale und Geländer.
Rund um die Esplanade liegen Grünanlagen. Zwischen alten Bäumen und gepflegten Rasenflächen bietet sich immer wieder der Blick auf repräsentative Gebäude dieser Epoche. Der Weg führte weiter Richtung Moselufer – ein idealer Ort für eine kurze Pause, um die Stimmung der Stadt aufzunehmen.
Am Wasser: Temple Neuf und Brücken
Am Ufer fällt sofort der Temple Neuf ins Auge, dessen dunkler Stein sich wirkungsvoll vom goldenen Jaumont-Stein der Altstadt abhebt. Das protestantische Gotteshaus steht auf einer Moselinsel und ist von Grün umgeben – ein ruhiger, fast parkartiger Ort. Über eine der Brücken bietet sich ein schöner Blick auf die Flussarme und die Silhouette der Altstadt mit ihren Staffelgiebeln und Türmen.
In die Altstadt: Plätze, Arkaden, Märkte
Über enge Gassen gelangt man auf den Place Saint-Louis mit seinen charakteristischen Arkaden. Die mittelalterliche Platzanlage, heute von Cafés und kleinen Läden belebt, führt wie selbstverständlich in das Herz der Stadt: den Place d’Armes. Hier stehen Kathedrale, Rathaus und die Markthalle (Marché Couvert) in eindrucksvoller Nachbarschaft. Wer regionale Spezialitäten liebt, sollte sich die Markthalle vormerken – von Käse über Gebäck bis hin zu Mosel-Weinen wird hier vieles geboten.
Die Kathedrale Saint-Étienne
Im Stadtkern steht die Kathedrale Saint-Étienne, eine der lichtdurchflutetsten gotischen Kathedralen Europas – nicht umsonst wird sie gern „Laterne Gottes“ genannt. Die gewaltigen Fensterflächen lassen das Innere strahlen. Zwischen feingliedrigem Strebewerke, der Höhe des Mittelschiffs und den kunstvollen Portalen stehen moderne und historische Glasmalereien in faszinierendem Dialog. Wer Zeit mitbringt, kann auf dem Platz die Fassaden in Ruhe studieren und anschließend einen Blick in die benachbarte Markthalle werfen.
Hinweise für Kenner
Metz verbindet Architektur, Stadtgeschichte und Flaniermomente auf gelungene Weise: vom wilhelminisch geprägten Bahnhofsviertel über die Flusslandschaft der Mosel bis zur mittelalterlichen Altstadt und der hochgotischen Kathedrale. Metz zeigt sich als Stadt der Kontraste – goldenes Kalksteinlicht, dunkler Fluss, repräsentative Boulevards und intime Gassen.
Für die deutschsprachigen Führungen empfiehlt sich eine frühe Anmeldung, da gerade zum Tag des offenen Denkmals schnell alle Plätze vergeben sind.
Wer mehr Zeit hat, kann zusätzlich die Porte des Allemands (Stadttor mit Wehrarchitektur) oder das Centre Pompidou-Metz besuchen – beide setzen weitere, sehr unterschiedliche Akzente.