Um keine rechten Abgeordneten mehr ins Parlament zu schicken, führt die britische Reformpartei Nigel Farages psychometrische Tests bei Bewerbungsverfahren ein.

(Nigel Farage: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)
Die Reformpartei galt vielen als Hoffnung, das britische Parteiensystem endlich aufzusprengen. Nach einem Machtkampf mit seinem innerparteilichen Konkurrenten Rupert Lowe führt Farages Partei nun psychometrische Tests für politische Kandidaten ein. „Einen anderen Rupert Lowe zu verhindern“ ist die offizielle Begründung.
Rupert Lowe wurde für Reform UK ins britische Unterhaus gewählt. Dort machte er sich als Rechtsaußen seiner Partei einen Namen und kritisierte besonders den Umgang der Regierung Starmer mit dem wieder aufgeflammten Grooming-Gang-Skandal um systematische Zwangsprostitution von zehntausenden, meist minderjährigen Mädchen aus der britischen Unterschicht durch pakistanische Banden, der jahrzehntelang von Politik und Polizei gedeckt und in manchen Fällen aktiv unterstützt wurde. Damit stand Lowe dem Kurs Nigel Farages entgegen. Mit dem Premierministerposten in Aussicht versucht Nigel Farage, seine Partei in den letzten Monaten in der politischen Mitte zu positionieren, was ihm schärfste Kritik alter Unterstützer einbrachte.
Lowe wurde geschasst, die Vorwürfe lösten sich in Luft auf.
Im März 2025 wurde Lowe von seiner Parteiführung bei der Polizei angezeigt und daraufhin aus der Fraktion ausgeschlossen. Der Vorwurf lautete auf Mobbing am Arbeitsplatz sowie darauf, dass er den damaligen Parteivorsitzenden Zia Yusuf verbal bedroht haben sollte. Im Mai stellte der Crown Prosecution Service, das britische Äquivalent zu einer Generalstaatsanwaltschaft, sämtliche Ermittlungen in dem Fall ein – nicht ohne zuvor Lowes privaten Bauernhof von der Polizei durchsuchen zu lassen und seine legale Waffensammlung zu beschlagnahmen.
Farage ist links der Torys
Während Lowe nun versucht, mit „Restore Britain“ eine eigene politische Bewegung zu gründen, ist Reform in manchen Fragen inzwischen links der Torys – In der Einwanderungsfrage hat er längst erklärt, dass Abschiebungen im Hunderttausenderbereich unmöglich seien – und das, obwohl allein in den letzten Jahren Millionen ins Land gekommen sind. Dazu liefert er sich noch eine Fehde mit Tommy Robinson, obwohl der ebenfalls liberal und proisraelisch ist.
Auf all dies kommen nun die psychometrischen Tests für Kandidaten. Neema Parvinis Bemerkung, das es sich bei diesem Test wohl um die F-Skala handeln müsse, die Theodor Adorno zur Diagnose des sogenannten „Autoritären Charakters“ erfunden hat, ist nur ein halber Scherz. Ob das der Sargnagel für Reform UK ist, wird die Zeit zeigen. Für Nigel Farage, dem viele ehemalige Weggefährten attestieren, dass er niemanden neben sich duldet, ist Reform UK schon die dritte Partei.