Tatkräftig nüchtern: Aufbau der AfD-Jugendorganisation

Auf Einladung der ESN-Fraktion und Irmhild Boßdorfs trafen sich in Rheine über 100 junge Leute, um mit Jean-Pascal Hohm und Benedikt Kaiser über die Zukunft der Jugend in der AfD zu sprechen.

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(Bild: Irmhild Boßdorf)

Dass selbst im tiefsten Westen 100 junge Menschen zusammenfinden, um sich für Deutschland einzusetzen, macht Mut. Denn die Lage unter der Jugend ist besorgniserregend. Benedikt Kaiser, der den theorielastigen Teil der Veranstaltung bestritt, machte gleich den Ernst der Lage deutlich.

Mehr Jugend in der Linkspartei, als die AfD Mitglieder hat!

Die Linkspartei hat nun etwa 120.000 Mitglieder, und davon sind rund 60 % unter 35. Das sind mehr, als die AfD überhaupt Mitglieder hat. In der Altersgruppe der unter 35-Jährigen ist das Verhältnis 1:10. Da müssten alle Alarmglocken schrillen. Gerade eine Jugendorganisation dürfe nicht nur in Satzungsausschüssen herumsitzen, sondern gerade sie habe die Aufgabe, rauszugehen und Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Nicht nur weltanschaulich, sondern ganz reell. In den Fußballvereinen, auf den Dorf- und Stadtfesten. Und, auch wenn es ein hartes Pflaster ist: an der Universität. Punkto Weltanschauung. Eines müsse man sich abgewöhnen: die Idee, eine „Partei ohne Ideologie“ zu sein. Dann setze sich nur die Ideologie der anderen durch. Gerade dafür müsse die neue Jugendorganisation kämpfen.

Politik bleibt Machtpolitik

Gleichzeitig stellte Kaiser gegenüber den Jungen auch klar, dass sie nicht in den Fehler der alten JA verfallen dürfen und erwarten können, ohne mitgliederstarke Organisation mit Abstimmungsmacht auf Parteitagen irgendeinen Einfluss auf die Mutterpartei nehmen zu können. Oder gar, dass man sich den ganzen Tag über Boomer auskotzt und dann von diesen Boomern einen Job erwartet. So funktioniere das nicht.

Idealistischer Pragmatismus

Dieses nicht nur Nebeneinander, sondern Miteinander von idealistischem Gestaltungswillen und nüchternem Pragmatismus prägte die gesamte Veranstaltung. Jean-Pascal Hohm, einer der wichtigsten Köpfe hinter dieser Neuorganisation, zeigte sich auf derselben Linie:

Wenn es nicht gelänge, die Ziele umzusetzen, für die die AfD angetreten ist, dann hätten die AfD und auch ihre Jugend nun einmal keine Existenzberechtigung. Zu diesen Zielen gehöre auch, keinen Quadratmeter Deutschland aufzugeben. Aber er stellte ebenso klar, dass die Parteijugend eben zuallererst dies ist: eine Parteijugend. Das wichtigste Ziel sei nun einmal, die Partei zu stärken, die Wahlergebnisse zu verbessern und als Kaderschmiede das Personal heranzubilden, um einmal tatsächlich Ministerien übernehmen zu können.

Starke Stimme, aber keine Lagerkämpfe

Vor allem einen Fehler will Hohm mit der neuen Organisation aber vermeiden: sich in die Lagerkämpfe innerhalb der Mutterpartei ziehen zu lassen. Die neue Jugendorganisation soll eine starke Stimme bekommen, sich aber aus den Kämpfen der „Alten“ untereinander heraushalten.

Es war eine tatfreudige, aber nüchterne Aufbruchstimmung an diesem Abend, allein schon, weil viele der Anwesenden zwar jung waren, aber bereits ihre Erfahrung im politischen Betrieb gemacht hatten. Wenn die Neuorganisation der Jugend in der AfD in diesem Geist erfolgt, dann könnte sich sogar Benedikt Kaisers Traum erfüllen, das Verhältnis zur Linkspartei auf 1:5 zu drücken.