Und weiter?

Donald Trump ließ iranische Nuklearanlagen bombardieren. Ob sie tatsächlich „vollständig und total zerstört“ wurden, darüber kursieren die widersprüchlichsten Meldungen. Doch die wichtigste Frage lautet: Wie geht es weiter?

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(Bildmontage: Offensiv!; B2-Bomber: Senior Airman Joel Pfiester, Public domain, via Wikimedia Commons; Donald Trump: Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Das Internet wimmelt von Analysen, dabei ist nicht einmal klar, was überhaupt passiert ist. Nach amerikanischen Angaben wurde die Anlage Fordow mit sechs Bunkerbrechern (GBU-57A/B MOP) angegriffen. Zwei weitere Anlagen in Natanz und Isfahan seien durch insgesamt 30 von U-Booten abgefeuerte Tomahawks zerstört worden. Das alles muss man in den Konjunktiv setzen.

Internationale Atomenergiebehörde: Keine gestiegenen Strahlungswerte

Die IAEA, die Internationale Atomenergiebehörde, erklärt derweil, dass in der Umgebung der drei Anlagen keine erhöhten Strahlungswerte festgestellt werden konnten. Iranischerseits wird vermeldet, dass der amerikanische Schlag in Fordow, der großen unterirdischen Anreicherungsanlage, nur Schäden an der Oberfläche, außerhalb der eigentlichen Anlage, angerichtet habe.

Um die Unsicherheit der Nachrichtenlage klarzumachen: Wir wissen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einmal, ob der Angriff eine Demonstration amerikanischer Militärkapazitäten war – also der Beweis, dass die US-Streitkräfte in der Lage sind, tief im feindlichen Luftraum mit schweren Bombern zu operieren, als „einziges Militär der Welt“, wie in den letzten Tagen wiederholt betont wurde – oder ob es sich auch bei Fordow um einen deutlich weniger eindrucksvollen Angriff aus sogenannter „Standoff-Reichweite“ handelte. Das hieße: Raketen oder Marschflugkörper, die aus hunderten Kilometern Entfernung abgefeuert wurden, während das Flugzeug die ganze Zeit außerhalb der Reichweite feindlicher Luftabwehrsysteme blieb.

„Geheimschlag“: Live in sozialen Medien

Der vielleicht merkwürdigste Aspekt dieses Angriffs war, dass die Amerikaner die Verlegung der B-2-Tarnkappenbomber von ihren Basen in den Vereinigten Staaten nach Guam und damit in Angriffsreichweite öffentlich bekannt gaben. Es war ein „Geheimschlag“, live übertragen in den sozialen Medien. Es gab Menschen, die den Zeitpunkt des Angriffs, die Nacht von Samstag auf Sonntag, vorhergesagt haben, basierend auf der Tatsache, dass die Börsen erst am Montag wieder öffnen würden und somit mögliche Verwerfungen an den Kapitalmärkten minimiert werden könnten. Eine merkwürdige Rücksichtnahme, wenn es darum geht, das Atomwaffenprogramm des „größten staatlichen Sponsors von Terrorismus“ auszuschalten.

Derzeit wird darüber spekuliert, ob Trumps Absicht dieselbe war wie 2017 in Syrien. Damals wurde behauptet, Assad habe Giftgas eingesetzt, und die Vereinigten Staaten müssten nun handeln. Trump ließ daraufhin einen syrischen Luftwaffenstützpunkt mit etwa 100 Marschflugkörpern beschießen und ging danach zur Tagesordnung über.

Wird die Israel-Lobby zufrieden sein?

Mit einem großen Knall die Bühne zu verlassen, das wäre ganz Trumps Stil. Die große Frage ist nur, ob das in diesem Fall überhaupt möglich ist. Selbst wenn man unterstellt, dass es der israelischen Einflussgruppe in Washington ausschließlich um das iranische Nuklearprogramm und somit um Israels Monopol auf nukleare Drohungen im Nahen Osten geht. würde sie sich dann mit einem Schlag zufriedengeben, der dieses Nuklearprogramm eben nicht „vollständig und total zerstört“?

Wenn ein Regimewechsel im Iran das eigentliche Ziel ist, dann wird der Druck auf Trump erst recht nicht nachlassen. Bis jetzt zeigt sich der Iran durch den Angriff jedenfalls nicht verhandlungsbereiter. Wie es weitergeht, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen, aber dies war eine der seltsamsten „streng geheimen Militäroperationen“, die wir je erleben mussten.