Nun kommt heraus, dass die britische Regierung seit 2022 im Geheimen etwa 24.000 Afghanen ins Land geholt hat. Der Grund: Eine Liste mit Asylbewerbern war aus Versehen veröffentlicht worden, und man befürchtete Racheaktionen der Taliban.

(Britischer Botschafter bei Afghanischen Ortskräften 2014: Lance Cpl. Darien Bjorndal, Public domain, via Wikimedia Commons)
Insgesamt lag die Anzahl derjenigen, denen die britische Regierung auf diese Weise Asyl angeboten hat, bei 24.000. Was war geschehen: Im Jahr 2022 hatte ein Angehöriger der Royal Marines aus Versehen eine Liste mit den Namen von 25.000 Afghanen, die nach dem Abzug der westlichen Truppen Asyl in Britannien beantragt hatten, im Anhang einer E-Mail an mehrere Afghanen versendet. Ein Jahr später tauchte die Liste bei Facebook auf. Dort war sie etwa drei Tage lang zu sehen, bis sie auf Intervention der britischen Regierung beim Facebook-Mutterkonzern Meta gelöscht wurde.
80.000 bis 100.000 „im erweiterten Sinne Betroffene“
In der Folge entschied sich die britische Regierung, allen Betroffenen Asyl zu gewähren. Direkt waren dies etwa 24.000 Personen. Die Anzahl der „im erweiterten Sinne Betroffenen“ wird auf irgendetwas zwischen 80.000 und 100.000 geschätzt. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Familienangehörige, die im Zuge von eigenen Asylverfahren oder durch Familienzusammenführung dann ebenfalls Anspruch auf Aufenthalt in Britannien hätten. Die unmittelbaren Kosten der Umsiedlung werden aufgrund des Datenleaks auf zwischen 400 und 850 Millionen britischen Pfund geschätzt.
Bisher galt eine Knebelverfügung für die Presse
Die britische Regierung hat zwei Jahre lang einen Prozess geführt, um den Leak geheim zu halten. Durch eine einstweilige Verfügung war Presseorganen, die von dem Fall erfahren hatten, bis heute verboten, darüber zu berichten. Nun ist diese Knebelverfügung aufgehoben, für die Regierung Starmer zu einem kritischen Zeitpunkt. Zwar fiel dieses konkrete Desaster unter die Verantwortung seiner konservativen Vorgänger, doch in Britannien ist die Umsiedlung von Afghanen aus anderen Gründen gerade ein heißes Thema: Der Haushalt wird diskutiert, und für weitere Umsiedlungsprogramme für Afghanen sind für die nächsten fünf Jahre 7 Milliarden Pfund vorgemerkt.