Bekennerschreiben der wütenden Vögel

Ein Brand in einem Kabeltunnel der Deutschen Bahn bei Düsseldorf legte gestern den Zugverkehr lahm. Dann tauchte auf der linksextremen Plattform Indymedia ein sehr unterhaltsames Bekennerschreiben auf. Eine Klatsche von Johannes Konstantin Poensgen.

Das aktuelle Bild hat keinen Alternativtext. Der Dateiname ist: Wuetender-Vogel-1.png

(Bildmontage: Offensiv!; Fette Henne: Grok; Fliegenklatsche: Midjourney)

Der Brand brach gestern in einem Kabeltunnel in der Nähe von Duisburg aus. Die Verspätungen ziehen sich bis in den heutigen Tag. Die Polizei ermittelt zwar wegen Sabotage, ob tatsächlich die Verfasser des Bekennerschreibens dahinterstecken oder ob es Trittbrettfahrer sind, die die Tat für sich reklamieren wollen, ist zurzeit noch unklar.

Die Revolution führt Buch


Die Zweifel an der Täterschaft dieser speziellen Linksextremisten kann man der Polizei kaum verübeln. Nostalgiker der britischen Komikertruppe Monty Python werden bei der Lektüre jedenfalls auf ihre Kosten kommen. Das Schreiben trägt den Titel „Bahnsabotage – Bekennerschreiben Nr. 6“. Es ist nicht bekannt, ob es sich dabei um das sechste Bekennerschreiben zu dieser Bahnsabotage, den sechsten Entwurf zu einem Bekennerschreiben zu dieser Bahnsabotage oder um das Bekennerschreiben zur sechsten Bahnsabotage handelt. Auf jeden Fall gut, dass bei der permanenten Revolution die Verwaltungsstrukturen etabliert genug sind, dass über solche Dinge Buch geführt wird.

Wütende Kommandovögel

Die Organisation hinter dem Anschlag nennt sich selbst „Kommando Angry Birds“. Angry Birds war ein Handyspiel aus dem Jahr 2009. Ziel des Spiels ist es, Vögel mit einer Zwille auf Schweine zu schießen. Irgendein Filmproduzent meinte, dass das ein Franchise sei, dessen Lizenz er erwerben müsse, um darauf nicht einen, sondern zwei Animationsfilme zu drehen. Der dritte soll im Jahr 2027 erscheinen. Die Helden unserer Geschichte erblickten in diesen Munitionspiepmätzen ihr Seelentier.

Diese Vögel haben sich nun in den Kopf gesetzt, durch ihre Propaganda der Tat das industrielle System der Naturvernichtung in Deutschland zum Einsturz zu bringen. Eines muss man ihnen zugutekommen: Sie haben sich immerhin einmal die Karte der Verbindungslinien des Güterverkehrs in Deutschland angesehen, um herauszufinden, welche Zuglinie sie da lahmlegen. Wäre ja peinlich, wenn das am Ende irgendeine Trasse in Ostdeutschland gewesen wäre, über die 1989 der letzte Güterwaggon gerollt ist. Mit der Erkenntnis, dass der Rhein-Alpen-Korridor einige der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas verbindet, sind sie schon einmal weiter als der durchschnittliche Verkehrspolitiker.

Bei diesem Fokus auf den praktischen Teil der Revolution ist es dann wohl auch verzeihlich, wenn die Theorie ein wenig zu kurz gekommen ist. Stattdessen kopiert man den Abbé Sieyès. Offenbar hat irgendwer aus der Revolution gerade ein Seminar über die Französische Revolution: „Was ist die Natur? Alles. Was ist sie bis jetzt in der Gesellschaft gewesen? Nichts. Was verlangt sie? Etwas zu werden.“

Heiße Worte, bei denen man vor 250 Jahren den Drang verspürt hätte, eine Guillotine zu errichten. Aber heute hat jeder Fünftklässler mehr Umwelt in seinen vom Smartphone frittierten Schädel eingetrichtert bekommen als Hitler. Wenn man die Aufarbeitung des Dritten Reiches zum Maß der Indoktrination in der Bundesrepublik nimmt, dann lag zu meiner Zeit allein der Klimawandel bei etwa 1,5 Hitler.

Aber seit den Zeiten, da Nymphen und Pane die Wälder und Seen bevölkerten, hat der Mensch immer seine eigene Natur in die Natur hineingelesen. Bei den wütenden Vögeln ist das die ressentimentgeladene Natur von Nichtsen, die nie zufrieden sein werden, egal wie viel Geld oder Anerkennung die Gesellschaft ihnen in den Schnabel wirft.


Kritik! Genossen!

Die maoistische Tradition der Kritik und Selbstkritik an den eigenen Genossen führen die wütenden Vögel deshalb auch nur im ersten Teil fort: als Kritik an der Mainstream-Umweltbewegung. Denn man möchte sich ja fragen, warum Anhänger einer Bewegung, die im ganzen Staat dominant ist und gegen die kein Journalist im Mainstream auch nur ein einziges Wort schreiben würde, zum Terrorismus greifen.

Nun leider stellen die wütenden Vögel fest, dass diejenigen ihrer Genossen, die es in das gemachte Nest der korporatistischen Umweltpolitik mit ihrem inzestuösen Geflecht aus Behörden, NGOs und Privatanbietern von grüner Technologie geschafft haben, vom System korrumpiert wurden.

„Die fähigsten Mitglieder der Mainstream-Umweltbewegung sind gezwungen worden, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, indem sie die Schmeichelei erlernen und sich dem Dienst für die Mächtigen widmen. Vielleicht kann man die stärksten Befürworter der Industrie innerhalb der etablierten Klimabewegung finden unter Leuten mit viel Schlauheit und wenig Verdienst, die so unfähig sind, den Wert der Freiheit zu spüren, wie sie begeistert sind von Wohlstand, Macht und den Geschenken der Großen.“

Da wurden doch tatsächlich die Lobbyisten einer Industrie, die Milliardensummen in Sonne-Mond-und-Sterne-Strom schaufelt, vom System verschluckt. So ist das, wenn man am Ende selbst das herrschende System ist. Da hilft alle permanente Revolution nichts. Der Abbé Sieyès wusste schon, wie das funktioniert:

„Hat man bemerkt, dass, sobald die Regierung das Erbteil einer besonderen Klasse wird, diese sich bald über alles Maß aufbläht, und dass die Stellen geschaffen werden nicht für das Bedürfnis der Regierten, sondern für das der Regierenden?“