Noch ein Ravioliputsch?

Die Polizei hat drei Personen festgenommen, die der Gruppe um Prinz Reuß angehören sollen. Gegen sie und drei weitere wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt.

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(Bild: Midjourney)

Der Gruppe „Patriotische Union“ um den eher pittoresken Heinrich XIII. Prinz Reuß – die hohe Nummerierung erklärt sich dadurch, dass im Hause Reuß alle Heinrich heißen; Heinrich XIII. ist bereits der 13. Heinrich allein im 20. Jahrhundert – wird seit 2022 die Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens mit dem Ziel, die Bundesrepublik Deutschland zu stürzen, vorgeworfen. Nun will das Bayerische Landeskriminalamt drei weitere Angehörige der Vereinigung gefunden und festgenommen haben. Gegen drei weitere Personen wird ebenfalls ermittelt.

Als einziger konkreter Vorwurf gegen diese sechs Personen wird in der Pressemitteilung der Bayrischen Polizei genannt, dass sie „im April 2022 auf einer ehemaligen Standortschießanlage der Bundeswehr nahe Bayreuth an einem Schießtraining mit Kurz- und Langwaffen teilgenommen haben sollen“. Angeblich habe dieses Training der Vorbereitung zur Erstürmung des Bundestages gedient.

„Gegenstände, die dem Waffenrecht unterliegen“

Insgesamt fanden heute Morgen acht Durchsuchungen in Bayern, Sachsen und Thüringen statt. Die Polizei beschlagnahmte dabei die obligatorischen Datenträger – bei Hausdurchsuchungen werden generell elektronische Geräte beschlagnahmt; das ist oft der eigentliche Schaden, der damit angerichtet werden soll. Daneben fand man laut Pressemitteilung „Gegenstände, die dem Waffenrecht unterliegen“. Um welche Gegenstände es sich dabei konkret handelt, wurde vom Bayerischen Landeskriminalamt nicht mitgeteilt. Beim derzeitigen deutschen Waffenrecht kann das nahezu alles sein. Wie viele Konservenbüchsen die Beamten dieses Mal gefunden haben, wird im Bericht nicht erwähnt

Terror und Hochverrat – oder harmlose Spinner?

Der angebliche Umsturzplan rund um Prinz Reuß wurde schon 2022, wegen des hohen Alters vieler mutmaßlicher Umstürzler, als „Rollatorputsch“ verspottet, oder, wegen der sichergestellten Konservenbüchsen, als „Ravioliputsch“. Wie ernst das alles zu nehmen ist, bleibt fraglich.
Bislang lässt sich der Eindruck kaum vermeiden, dass hier einige harmlose Spinner zu einer Terrororganisation aufgebauscht werden sollen. Der ganze Fall sollte jedenfalls jedem zeigen, dass die Mitgliedschaft in undisziplinierten Chatgruppen im Deutschland des Jahres 2025 gefährlich werden kann.